U3 – Die Universitäts-Bahn
Die U-Bahnlinie 3 verkehrt im Südwesten der Stadt, zwischen Nollendorfplatz und Krummer Lanke und verbindet die Standorte der Freien Universität mit dem westlichen Stadtzentrum. Im Laufe ihrer Geschichte wechselte der Verlauf der U3 mehrfach. Die heutige 12,1 Kilometer lange Route existiert erst seit 2004 und besonders die im Wilmersdorfer Gebiet liegenden Bahnhöfe wurden kunstvoll, teils zu Kathedralen ausgestaltet, um dem bürgerlichen Wohlstand dieses Kiezes zusätzlich Ausdruck zu verleihen.
Sichtlich irritiert fragt mich am Bahnhof Thielplatz eine ältere Dame: „[…] wat wir hier so machen und wat det hier zu fotografieren jäbe […]“ – genau diese Verwunderung der Leute wahrzunehmen, macht für mich einen Großteil der Fotografie aus, denn wird später von den gleichen Leuten das geschossene Foto begutachtet, stellen diese sich wiederum die Frage warum ihnen dieses Motiv, jene Perspektive so noch nicht aufgefallen ist :-)
Die U3 hat pittoreskere Bahnhöfe als den Thielplatz. Am interessantesten ist der Heidelberger Platz, der fast schon eine unterirdischen Kathedrale gleicht und auch die im Linienverlauf unmittelbar angrenzenden Stationen erinnern in ihrer Ausführung ein wenig an den Prunk und Protz der Moskauer Metro.
In der Hauptstadt Russlands wird damit die Kraft der Arbeitsklasse symbolisiert, in Berlin hingegen den einst bourgeois-reichen Grundtenor des Wilmersdorfer Kiezes. Andere Haltestellen wie zum Beispiel Onkel Toms Hütte und zuvor erwähnter Thielplatz sind wiederum sehr funktional gehalten.
Der 10-Minuten-Takt der U3 zieht das fotografische „Abklappern“ der Bahnhöfe zeitlich gesehen ziemlich auseinander. Nach Erreichen der Krummen Lanke habe ich ehrlich gesagt ein wenig „die Schnauze voll“, aber man muss das positiv, denn würde die U3 so schlampig fahren wie die Tram M10, dann wäre ich morgen noch nicht fertig.
Kurz vor Erreichen von Onkel Toms Hütte furzt mich einer der U-Bahnfahrer an. Vielleicht hat er einen schlechten Tag, vielleicht fühlt er sich aber auch durch die Gegenwart einer Kamera gestört. Naja, er kann nicht wissen, dass meine Fotos grundsätzlich Persönlichkeitsrechte wahren indem entweder keine Personen abgebildet sind oder aber diese wenn dann unkenntlich gemacht wurden. Egal, es war wieder ein sehr produktiver Ritt durch den Untergrund Berlins, strikt Blende 1.4, Brennweite 24mm nutzend und zusammen mit meinem Fotografenfreund Torsten Goltz.