Wie Ying & Yang – Reiseerfahrungen in Nordindien

Der Name „Indien“ ist ein großer, verbunden mit viel Romantik, Exotik und einer einzigartigen religiösen als auch kulturellen Welt. Indien kann aber auch unglaublich extrem sein, alle Bereiche und Facetten des Lebens betreffend. Nicht-Inder stellt der Subkontinent vor teilweise sehr harte Prüfungen, er kann unglaublich belohnend, zeitgleich aber auch zu Grunde richtend sein. Anbei ein paar Gedanken und Hinweise, sowie Erfahrungen die man zwangsläufig macht, wenn man Nordindien als Teil der Inder von Kalkutta bis nach Rajasthan und ins Punjab bereist.

„Entdeckt“ man Indien wie die meisten Touristen, mit vorgefertigten Reisepaketen, privaten Fahrern und Ähnlichem, kommt man eher wenig mit dem Land in Berührung. Dann gerät bereits das Feilschen um den Transport per Elefant hinauf aufs Amber Fort in Jaipur zum absoluten Highlight in Sachen Kontakt mit der Bevölkerung. Auf Berlin umgemünzt wäre das in etwa so, als ob man einen am Kollwitzplatz wohnenden Deutschen westlicher Herkunft einem hier geborenen Berliner Urgestein gleichsetzt, einem Menschen der etwas für seine Stadt geleistet hat. Wäre ich abgeschottet durch Indien getourt, hätte ich nicht die Personen kennengelernt, die mir die Reise kulturell, menschlich und intellektuell versüßt haben. Wäre ich abgeschottet durch Indien getourt, hätte ich Indien allerdings ruhiger und mit weniger Dreck konfrontiert erlebt.

Als Faustregel gilt: nimmt man Geld in die Hand, ca. 500-700 Euro pro Kopf und Woche, wird man durch Indien kutschiert und wird das Land fast ausschließlich positiv erleben.

Bereist man Indien allerdings konventionell, wird einem die eigene Welt binnen weniger Stunden auf den Kopf gestellt. Es dauert ein Weilchen bis man sich auf die massivst gefüllten Züge, das übliche schlimme Gedrängel und Geschubse sowie den grauenhaftesten Straßenverkehr weltweit eingestellt hat. Ist man längere Zeit in Indien unterwegs kommt irgendwann der Zeitpunkt an dem ein zivilisierter Mensch entweder mit totalen Scheuklappen durchs Leben rennt, oder einem aber alles derart auf die Nerven geht, dass man die Reise abbricht. Dies auch vor dem Hintergrund nur sporadisch halbwegs gebildete, bzw. Menschen anzutreffen die geistig in der Lage sind weiter als 5 Minuten zu denken. Das klingt hart, alles andere aber wäre gelogen und es gehört zum großen indischen Gesamtbild. Bitte an dieser Stelle also nicht Bildung, Auffassungsgabe und Denkvermögen mit Gastfreundschaft und Ähnlichem verwechseln.

Ich habe lang über die meinerseits gemachten Negativerfahrungen nachgedacht, ob ich sie erwähne und wenn ja ob in diplomatischer oder ungeschminkter Form. Genau wie meine Fotos so sind auch meine Berichte ein Dokument. Wenn man in den Straßen der Altstadt Kalkuttas fast in eine 3-4 Wochen alte, auf der Straße liegende Leiche tritt an denen schon die Hunde nagen, dann liegt die Leiche vielleicht noch heute dort, dann ist das ein Fakt und soll nicht verschwiegen werden. Gleiches gilt für die Kameraden die auf der Straße oder an den Ghats in Varanasi einfach ihre Buchsen runterziehen und hinkacken. Derartige Situationen habe ich nicht fotografiert, da bereits ich, jemand mit einer wirklich dicken Haut, einen derartigen Anblick schlecht aus dem Gedächtnis verbannen kann. Außerdem soll meine Website nach wie vor FSK-frei sein und ohne Altersbeschränkung einsehbar sein.

Der einzelne Inder an sich mag beim Aufeinandertreffen mit dem Reisenden durchaus eine positive Erfahrung bedeuten, mag gebildet und rational denkend sein, als grobe Masse allerdings lässt es einen schnell die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Ohne Durchsetzungsvermögen geht man in dieser ohne erkennbares Muster und vor allem höchst kopflos handelnden Masse einfach nur noch unter. Sich jeden Tag aufs Neue behaupten zu müssen war eine wichtige Erfahrung, allerdings auch eine der Kategorie die einen nach ein paar Wochen sagen lässt: Gott sei Dank, es geht nach Hause!Indien ist das Land in dem alles zu spät kommt. Züge kommen in der Regel immer mit ca. 2 Stunden Verspätung am Endbahnhof an. Gleiches gilt fürs Flugzeug. Der latent überlastete Drehpunkt Delhi ist jeden Tag aufs Neue vom dichten Flugverkehr überrascht. Kopflos wie die Inder sind, ergeben sich dadurch ebenfalls Verspätungen, die glücklicherweise aber selten die Marke von einer Stunde reißen. Umsteiger sollten das einplanen, wenn es von Terminal 1 nach Terminal 2/3 oder andersrum geht.

Indien ist das Land in dem alles zu spät kommt. Züge kommen in der Regel immer mit ca. 2-3 Stunden Verspätung am Endbahnhof an. Gleiches gilt fürs Flugzeug. Der latent überlastete Drehpunkt Delhi ist jeden Tag aufs Neue vom dichten Flugverkehr überrascht. Kopflos wie die Inder sind, ergeben sich dadurch ebenfalls Verspätungen, die glücklicherweise aber selten die Marke von einer Stunde reißen. Umsteiger sollten das einplanen, wenn es von Terminal 1 nach Terminal 2/3 oder andersrum geht.Empfehlungen

Eine der schlimmsten Charakterzüge der Inder ist das ständige Hand aufhalten. Selbst Hotelpersonal das fest in Lohn und Brot steht, versucht die Frage nach einem vernünftigen Restaurant, Schneider, Fahrer, die Frage nach was auch immer so zu beantworten, dass ein Freund oder Bekannter davon in- oder direkt profitiert. Speziell in Agra und Varanasi sind Touristen Freiwild und werden was die Preisniveaus anbelangt nach Strich und Faden verarscht. In den Bundesstaaten Rajasthan und Punjab leben ehrlichere Häute. Zwar ist auch dort ein gewisser Touristenaufschlag spürbar, dieser hält sich aber in verhältnismäßigen Grenzen.e

Empfehlungen

Verschlägt es Euch nach Jaipur, dann wendet Euch an Ali (JaipurAli@hotmail.com, +91 9829 1198 76). Der kleine Kerl war ein absoluter Lichtblick während meiner Nordindienreise, 100% verlässlich, ehrlich, pünktlich und einfach liebenswert. Das von ihm angesetzte Preisniveau entspricht dem, was ein Inder zahlen würde. Ali macht keine Unterschiede zwischen weißer und dunkler Haut, zwischen indischer und ausländischer Herkunft.

e-Tickets & Fliegen

In jedem anderen Land der Welt, ausgenommen vielleicht Afrika, sind Flughäfen in der Lage elektronisch ausgestellte Tickets zu verarbeiten. In Indien jedoch sind jegliche e-Tickets auszudrucken. Nicht einmal international zugelassene Airlines wie Kingfisher oder Air India sind in der Lage, die selbst ausgestellten e-Tickets ohne Papierausdruck benutzen zu können. Das nenne ich mal eine Glanzleistung…!

Vorsicht vor Kingfisher. Flüge dieser Airline sind zwar preiswert, aber regelmäßig überbucht. Kingfisher ist beim Ausstellen von Boardingpässen noch nicht einmal in der Lage auf seine Codeshare-Partner zugreifen zu können, weshalb man bei Anschlussflügen immer Rennerei einkalkulieren muss, um am Umsteigeflughafen seinen Anschlussboardingpass zu erhalten. Mein Hinflug wurde wegen technischen Problemen gecancelt, was 24 Stunden Wartezeit verursachte. Alle in Indien gebuchten, separaten Inlandsflüge waren damit obsolet. Das Kingfisher seinen Kunden diesen finanziellen Schaden erstattet ist ein Wunschtraum.
Bei Ticketkauf bzw. vorab im Check-In via Internet gemachte Sitzplatzreservierungen sind für alle Airlines bindend, außer für Kingfisher. Gebt Euch also nicht der Illusion hin mit Kingfisher auf eine normal operierende Fluggesellschaft zu setzen. Sie machen einen auf Qatar Airways, kommen aber nicht einmal ansatzweise an die Qualität und Klasse von Qatar ran. Ich habe noch nie so viele Essen zurückgehen sehen wie auf meinen beiden Kingfisher-Langstreckenflügen. Ich persönlich habe kein Problem mit Schärfe, für normale Menschen allerdings war selbst die Pasta mit Huhn abartig scharf.
Also: Vorsicht bei Kingfisher!

Einkaufen

Keinesfalls bei Händlern kaufen, deren Ware draußen steht während sich der chaotische Verkehr nur wenige Zentimeter davon entfernt durch die Straßen wälzt. Es ist nur logisch, dass sich dort Schadstoffe und Abgasstäube ablegen. Gewürzmischungen sind bei jedem Händler unterschiedlich, von daher gibt es nicht DAS Tandoori Chicken Masala. Gute Qualität und Preise muss man suchen. Auf meiner Reise durch Nordindien machte ich bei einigen Händlern in Kalkutta und Jodhpur gute Erfahrungen.

Teppiche und Stoffe von sehr guter Qualität und zu sehr guten Preisen kann man in Jaipur erstehen. Die dortigen Schneider sind ok, die besseren Schneider aber gibt es in Jodhpur. Die sind wiederum so gut, dass Bestellungen erst nach langer Wartezeit von mehreren Wochen angefertigt werden können. Der Versand nach Deutschland ist allerdings kein Problem. Ich habe mir in Jodhpur zwei Anzüge aus einem jeweils blauen und schwarzen 240s Kaschmir-Schurwolle mit 5%igem Anteil Seide schneidern lassen. Top!

In Agra werden Touristen gern zu Handwerkern geschliffen die Marmor gravieren und mit Edelsteinen besetzen. Das Preisniveau ist durch und durch europäisch, die Designs allerdings indisch. Es liegt also in Eurer Hand zu entscheiden, ob Euch etwas gefällt und der Preis dafür im Rahmen Eurer Möglichkeiten liegt.

Zug & Co

Indien kann man sehr gut mit dem Zug bereisen. Zwischen vielen Orten verkehren sogar Nachtzüge, die dem Reisenden a) Zeit und b) die Hotelübernachtung ersparen. Bereist man ein Millionenland, so ist die ein oder andere Zugbuchung im Voraus alles andere als verkehrt. Als logisch denkender Europäer besucht man natürlich als erstes die Website der Indischen Staatsbahn, um dann am Ende des Buchungsprozesses zu erfahren, dass ausländische Kreditkarten (also nicht-indischer Banken) nicht akzeptiert werden. Wohl dem, der eine in Europa auf wenig Akzeptanz treffende American Express Card sein Eigen nennt, alle anderen gucken allerdings in die Röhre. Zum Glück gibt es Onlinedienste wie ClearTrip über die man verlässlich und intuitiv nach guter alter Internetmanier buchen kann. Das erspart auf die unübersichtliche Website der Indian Railways zurückgreifen zu müssen; eine Website, bei der alle 3 Sekunden neu anmelden muss, weil sie verdammt schlecht programmiert worden ist…

Flug & Co

Betrachtet man nur Nordindien, so fehlt es an Querverbindungen. Vieles läuft über Delhi, was ein Umsteigen bedingt und leider sind die Anschlussflüge oftmals derart sinnentleert zeitlich gesetzt, dass man einen ganzen Tag am Flughafen oder in Delhi vertrödeln muss. Der Umstieg auf Nachtzüge bringt Reisende wesentlich besser vorwärts, ist umweltfreundlicher und bringt einen auch gleich mal in Kontakt mit den Indern selbst.

Hygiene & Co

Indien kann verdammt dreckig sein und an Orten wie in Varanasi darf man buchstäblich mit allen Sinnen daran „teilhaben“. Bei der Bootsfahrt in den Sonnenaufgang z.B., wenn der nächste Ruderschlag einen verwesten Brustkorb mit Fleischfetzen empor fördert. Ob Varanasi oder nicht, wesentlichstes Problem ist sauberes Trinkwasser, das vielerorts von eher zweifelhafter Qualität ist. Da dies auch indirekt verwendet wird, beim Waschen von Salat zum Beispiel oder beim Anfertigen von Eiswürfeln, sollte man ein Auge darauf haben, was man so zu sich nimmt, bzw. wo das Wasser herstammt. In den Bergen das es etwas anderes, ansonsten gilt strikt: nur in Flaschen abgefülltes und versiegeltes Mineralwasser zu sich nehmen. Im Falle von Magenproblemen empfiehlt es sich gegebenenfalls einen Flachmann mit einem etwas stärkeren Verdauungsschnaps dabei zu haben. Ich persönlich hatte nur dann Magenprobleme, wenn ich zu scharf gegessen hatte; dessen ich mir aber bewusst war. Ansonsten konnte ich selbst auf der Straße zubereite Somosa zu mir nehmen.

Fotografieren & Co

Ob Landschaft oder Menschen, Indien wird Fotografen mit sehr emotionalen Motiven belohnen. Vor das fotografische Ergebnis allerdings hat der Herr die Arbeit, oder besser gesagt die Geduld gesetzt; und dieser Part kann es durchaus in sich haben… Unsere kopflosen, nicht mitdenkenden indischen Freunde laufen einem nämlich ständig durchs Bild bzw. stellen sich direkt vor die Kamera um einem dusselige Fragen zu stellen während man klar erkennbar arbeitend gerade die Belichtung checkt oder ein Freihandpanorama schießt. Wie man dem Wortlaut des vorangegangen Satzes entnehmen kann, nervt dieses Verhalten gehörig, denn ein Sonnenuntergang ist zeitlich durchaus begrenzt, die Inder die vor der Kamera Stellung bezogen haben, schienen allerdings nichts Besseres zu tun zu haben. Für Fotografen mit Qualitätsempfinden, die keine unnötigen Touristen auf ihren Bildern haben wollen, bedeutet das Durchsetzungsvermögen an den Tag zu legen.

Das indische Securitypersonal (CFIS) prüft fotografisches Equipment in der Regel sehr genau. Man darf jedes Objektiv einzeln durchleuten lassen und mit freiem Oberkörper den Metallscanner passieren, während die nachfolgende Person (Inder) ein Messer im Handgepäck hat, dies zwar bemerkt wird, die Person und das Messer aber unbehelligt bleiben. Ganz zu schweigen von sauber gesprochenem Englisch, was an internationalen Flughäfen einfach mal Pflicht ist. Indisches English ist oftmals einfach grauenhaftes, zusammenhangsloses Gestammel, auf das die Person dann auch noch stolz ist und den Fremden fragt, ober er nicht Englisch spreche…..! Auch diese Punkte zeigen die oftmals mangelnde Intelligenz vieler Inder auf.

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