Istanbul – Heimliche Hauptstadt der Türkei
Das ich an der weltweit einzigen auf zwei Kontinenten gelegenen Stadt einen Narren gefressen habe, ist ein offenes Geheimnis. In Istanbul hat sich seit meinem ersten Besuch in 2007 viel geändert. Zum Beispiel erstrahlen jetzt nach langjähriger Restauration sowohl die Hagia Sophia als auch die Süleymaniye Moschee in endgültig neuem Licht. Das größte Highlight ist aber nach wie vor der Bosporus, dessen Wassermassen jeden Tag aufs Neue in einer anderen Farbe erscheinen. Diesmal reichte die Zeit sogar für einen Besuch der kleinen Hagia Sophia als auch anderer Moscheen, wie z.B. der in Eminönü oder aber Kabata.
Eine Abendstimmung aber wie ich sie am 31. Mai 2012 am Goldenen Horn erlebt habe, ist mir in mehreren Aufenthalten in der Metropole am Bosporus noch nicht untergekommen. Eine kleine Gewitterwolke die sich vorher über der Süleymaniye Moschee abregnete, erfüllte den frühen Abendhimmel mit einer atemberaubenden Dramatik. Hier gibt es übrigens meine frühreren Foto- und Reiseberichte aus und über Istanbul zu sehen.
Süleymaniye Moschee
Die Gerüste um die Minarette der Süleymaniye wurden ja bereits im letzten Jahr schon entfernt, die Beleuchtung aber war noch nicht komplettiert worden und auch 1-2 Arbeiten am Putz standen noch aus. Seit Juni 2012 erstrahlt dieses nach der Blauen Moschee wichtigstes Gotteshaus Istanbuls in neuem Glanz.
Besonders reizvoll wirkt die Szenerie, wenn kurz vorher ein kleines Sommergewitter niedergeht und sich die Kuppeln der Moschee in zahlreichen kleinen Pfützen widerspiegeln. Doch auch vor dieser Moschee machen die großen Reisebusse bereits oft und gern halt, so dass die Süleymaniye bald den gleichen Ansturm zu bewältigen hat wie die große Blaue Moschee.
Kleine Hagia Sophia
Unweit der großen Schwester findet man südostlich, wenn man einer abwärtsführenden Stichstraße hinter der Blauen Moschee folgt, die so genannte kleine Hagia Sophia. Die heutige Moschee wurde einige Jahr vor der Hagia Sophia errichtet und diente ursprünglich ebenfalls als Kirche bis sie 1504 von Hüseyin Aga zur Moschee umgewandelt wurde. Nur wenige, interessierte Touristen finden den Weg dorthin, weshalb die kleine Hagia Sophia nebst ihrem kleinen Künstlergarten vor allem durch Ruhe und ein aufgeräumtes, aber dennoch schwungvolles Inneres und das Lichtspiel in ihrer Kuppel besticht.
Hagia Sophia Museum
Bereits seit geraumer Zeit ist die große Hagia Sophia ein Museum, das dem Betrachter eine lebendige Fusion christlicher und muslimischer Elemente offeriert. Seit meiner ersten Reise nach Istanbul in 2007 kannte ich die Hagia Sophia leider immer nur mit einem riesigen Gerüst unterhalb der Kuppel, was natürlich negative Effekte auf die Lichtstimmung hatte (hier findet ihr die Fotos von 2007), seit 2011 aber ist das Museum in vollem Betrieb und lockt Besucher aus aller Welt an. Die Wartezeiten am Kassenhäuschen fallen geringer aus als die Schlange vermuten lässt. Trotz gut 40m langem Warteweg hatten wir nur ca. 15 Minuten auszuharren.
Eminönü Moschee
Der Stadtteil Eminönü bildet den südöstlichen Zipfel Istanbuls. Einer der wohl magischsten Plätze ist das südliche Ende der Galatabrücke, wo die Vapurs gen Üsküdar und Kadiköy in See stechen und eine Vielzahl an fliegenden Händlern ihr Glück versucht und es ertönen wohl gefühlte 50 „Bosporus! Bosporus! Bosporus!“-Rufe pro Minute während man sich irgendwo ein Balik Ekmek (Makrele im Brot mit Salat) hinter die Kiemen schiebt. Genau dort, unmittelbar am Südende der Galatabrücke gelegen, findet man die Eminönü Moschee, welche auch Neue Moschee oder auf türkisch Yeni Moschee genannt wird. Ein Blick in das sehr kompakt errichtete, farbenfroh aber recht kontrastreich ausgestaltete Gotteshaus lohnt allemal.
Nusretiye Moschee (Tophane)
Direkt an der Trasse der Straßenbahn T1 gelegen, findet man zwischen den Kiezen Karaköy und Kabata die Nusretiye Moschee, welche auch auf den Namen Tophane Moschee hört, des Namens ihres eigenen Kiezes wegen. Im nahezu quadratischen Innenraum trifft man nur sehr selten westliche Gesichter an und man kann in Ruhe die fein detaillierte Architektur genießen.
Bosporus
So, genug Fotos von Moscheen ;-) Istanbul beherbergt aktuell circa 13 Millonen Menschen. Und legen dann auch noch ein paar Kreuzfahrtschiffe an, dann ist rund um die Sehenswürdigkeiten die Hölle los. Im Minutentakt karrt die Straßenbahn T1 dutzende Menschen durch die Stadt und trotzdem sind alle Waggons jedes Mal aufs Neue rappeldicke voll. Man merkt den Faktor Mensch in Istanbul. Das größte entschleunigende Potential aber hat der Bosporus. Er nimmt der Eile die Hast wenn man auf dem Wasser von Eminönü nach Kadiköy oder von dort nach Besiktas schippert. Es gibt nichts Schöneres, als diese Momente mit einem Ayran oder kleinem Tee auf dem Oberdeck der Vapurs zu genießen. Das ist für mich das Istanbul-Gefühl Nummer eins.
Nachtleben
Egal ob mitten in der Woche oder aber samstags, das Istanbuler Nachtleben kennt einfach keine Pause… Besonders kommunikativ und kullinarisch wird es auf der Nevizade, einer kleine Parallelstraße der Flaniermeile Istiklal. Egal wieviele Stockwerke ein Haus besitzt, es ist von oben bis unten mit schnatternden, lachenden, speisenden Menschen besetzt. Dort begonnen, fließt der Raki in Strömen und werden Istanbuler Nächte laaaaaaaaaaaaang…! Ein würdiger Abschluß einer solchen Nacht ist das Einkehren in eines der Schnellrestaurants am Balik Pazari, um noch schnell ein paar frittierte Muscheln nebst Knoblauchsauce in den mit Raki angefütterten Magen zu schicken.