Fidschi – Schmelztiegel der Südsee
Hauptstadt mit Herz
Fidschi war einst Teil des britischen Kolonialreiches und natürlich hinterließ auch diese Zeit mehr Spuren als nur die ins Land gebrachten indischen. Levuka, das heutige regionale Zentrum der Insel Ovalau, war zu Zeiten der Briten Fidschis Hauptstadt und von genau jener Zeit zeugen die vielen kolonialen Bauten entlang Levukas Uferpromenade. Dort hinzugelangen ist kein Problem, es fahren Busse und diese werden wiederum von Fähren gen Ovalau gebracht. Die Fährfahrt ist ruhig, die See liegt eben und gibt keinen Rückschluss, dass vor wenigen Tagen hier noch der in Geburt befindliche Zyklon „Ian“ vorbei gezogen ist.
Die gesamte Fährfahrt verbringe ich beim Kapitän auf der Brücke, einem voluminösen älteren Herren, der genau weiß wo es langgeht und der sich durch meine (fotografische) Anwesenheit, so verrät es sein Lümmeln im Kapitänsstuhl, nicht aus der Ruhe bringen lässt. Seine Gehilfen hingegen reagieren schon ein wenig scheuer auf mich, nicht unfreundlich, aber irritiert, frei nach dem Motto: „Kacke, jetzt ist auch noch die internationale Presse anwesend“.
Einzig der schwule Schiffskoch nimmt mich alles andere als schüchtern auf und macht mir schöne Augen indem er mir, kaum das ich die Brücke betreten habe, einen Kaffee anbietet. Die Fähre stammt wohl ursprünglich aus Japan oder Korea, das zumindest verraten die mir die vielen witzigen englischen Spickzettel und Beschriftungen die neben so ziemlich jedem Schild zu finden sind.
Nachdem Levuka erreicht und ein Hotel gefunden ist, bekomme ich Hunger und die Damen vom Whale’s Tale wecken ohne viel Federlesen meine Neugier, denn „Gegrillter Snapper in leichter Kumquatsauce mit Reis“ hört sich unglaublich verführerisch an. Die Damen sind sogar so entspannt, dass sie darauf hinweisen, dass sie kein Bier anbieten man es aber nebenan im Laden holen und dann im Restaurant genießen kann. Aber dann kommt das Essen, was ich alter Chilijunkie noch um frische Chilis und Knoblauch habe aufpeppen lassen, und es ist der Knaller der sich bereits beim Lesen des Namens angekündigt hat. Sollte es Euch also mal nach Ovalau verschlagen, dann unbedingt ab ins Whale’s Tale.
Das Leben auf Ovalau ist ruhig, beschaulich und die örtliche Polizei fühlt sich bereits auf den Plan gerufen wenn man mal nachts mit dem Stativ umher „schleicht“. Aber alles ist entspannt. Zuvor klettern wir – ich habe ein cooles deutsches Pärchen getroffen – aber noch einmal durch die an den Berghang gebauten Ortsteile Levukas. Von allen Menschen werden wir freundlich begrüßt und auf eine Kava-Session eingeladen.
Beim Streifen durch das Dorf treffen wir Paul, der gerade mit der Machete ein paar Kokosnüssen auf den Pelz rückt. Ein Lächeln reicht aus und *zack* haben wir eine Kokosnuss in der Hand ohne je danach gefragt zu haben. Und ohne ihn lange zu kennen lädt er uns sofort zu sich nach Hause ein. Gastfreundschaft pur. In den nächsten Tagen nimmt uns Paul mit zu seinen Feldern.
Was anfangs nach Feld und Flachland klingt, entpuppt sich schnell als ein an den steilen Berghang geklatschtes Anbaugebiet, wo Paul sein eigenes Taro und auch Kava anbaut. Der Weg dorthin ist steil und eine vegetationsreiche, von Licht durchflutete Allee üppiger Bananen- und riesiger Mangobäumen hin und wieder unterbrochen von wilden Chilisträuchern.
Später lädt er uns sogar zu Essen und Kava bei sich zu Hause ein; ein Angebot auf das wir gern zurückkommen, denn genau solche Momente sind es, die einem ferne Länder und Kulturen nah bringen. Es gibt gehackte Taro-Blätter in Kokosmilch, was auf Fidschi eine gern und oft gegessene, rein vegetarische Spezialität ist; wobei einem die Blätter bereits während des Verzehrs ordentlich die Speiseröhre anschwellen lassen. Ich war gelinde gesagt ziemlich froh nach einiger Zeit in Erfahrung zu bringen, dass es meinen Mitstreitern und selbst den Einheimischen genauso geht und sich dieses wahrhaft beklemmende Gefühl im Rachen irgendwann legt. Uff.
Die Wurzel der Taro-Pflanze hingegen lässt nichts anschwellen und ähnelt sehr unserer Kartoffel, erinnert gekocht und mit ein wenig Salz bestreut an Pommes. Dalo hingegen schmeckt oftmals nach gar nichts, ist aber extrem sättigend. Bereits 2 Scheiben, dem Durchmesser einer Tasse und ca. 1cm dick, reichen aus um pappsatt zu sein. Eine andere wichtige Wurzel im Leben der Melanesier ist Kava, sprich das Pulver der getrockneten Knolle wird mit Wasser aufgegossen, gefiltert und dann getrunken. Diese lakritzig-erdig schmeckende Suppe betäubt den Mund teilweise so stark wie der Zahnarzt kurz vor der Wurzelspitzenresektion.
Mit diesen Eindrücken von Gastfreundschaft und offenem Umgang miteinander, muss ich leider auch schon wieder den Bus gen Suva besteigen auf das mich die Fähre wieder zurück nach Viti Levu bringt, von wo ich meine Südseereise nach Neu-Kaledonien fortsetzen werde.