Syrien-Fotoserie überarbeitet
Was bin ich froh damals Syrien besucht zu haben…! Der syrische Bürgerkrieg ist eine Tragödie sondergleichen. Er zerriss das Land, Freunde und Familien und hat natürlich auch auf den Alltag sowie auf die Kulturgüter immensen Einfluss. Nichts ist mehr so wie es mal war…, was für uns stabilitätsverwöhnte westliche Generation nicht vorstellbar ist. Als Hommage an ein Land mit unglaublicher Gastfreundschaft und mit einer einzigartigen, tiefgehenden Geschichte habe ich meine Syrien-Fotoserie aus dem Jahr 2007 überarbeitet, denn auch die Softwareseite der digitalen Fotografie unterliegt dem Fortschritt. Heutzutage, nur 7 Jahre nach meiner Reise, führt die allgemeine Hysterie bzgl. des Wortes Syrien eher zu einem Eintrag in einer Geheimdienst-Datenbank denn Bewunderung und Begeisterung für die Überbleibsel von z.B. Kreuzrittern oder aber den Römern auszulösen. Traurig!
Noch ewiger als Rom – Damaskus | ||
Beim Schlendern durch die mannigfaltige Altstadt von Damaskus wird wird man zwangsläufig mit der komplexen Geschichte dieser arabischen Metropole konfrontiert, denn die heutige Hauptstadt Syriens tauchte bereits in den Schriften der alten Ägypter auf. Die Hauptgasse des Basars führt durch die Ruinen des römischen Jupiter-Tempels automatisch zur majestätischen Umayyaden-Moschee. In ihrem Umkreis erwachen die Märchen aus Tausend und einer Nacht zum Leben. | ||
Kreuzritterburg ‚Krak des Chevaliers‘ | ||
Die Kreuzritter-Festung Krak des Chevaliers westlich von Homs ist nicht nur ein einzigartiger Zeitzeuge der Kreuzzüge, sondern auch ein ganz großer Spielplatz der zum hautnahen Entdecken der gemeinsamen Geschichte von Muslimen und Christen einlädt. | ||
Die römischen Ruinen von Palmyra | ||
Ein Sonnenuntergang vor der Säulenkulisse der altrömischen Stadt Palmyra erleben zu dürfen, ist ein Muss während einer Reise durch Syrien. Man spürt förmlich den Hauch der Geschichte, auch wenn dieser in den Morgenstunden recht frostig daherkommen kann. | ||
Die Wasserradgiganten von Hama | ||
Es liegt ein Knarren in der Luft, denn hat man Hama erreicht, hört man die Hauptattraktion meist schon von weitem. Man folgt einfach dem Verlauf des Flusses Orontes und wird schon bald die historischen Holzriesen finden die auf den Namen Norias hören, Wasserräder, die einst die umliegenden Felder bewässerten und fruchtbar machten. | ||
Lautes, chaotisches Seifenparadies | ||
Die nordsyrische Stadt Aleppo ist eine der wichtigsten Städte der Kurden. Ihre Nähe zur heutigen Türkei macht sie zu einer der wichtigsten Schnittstellen zwischen Syrien und dem damaligen osmanischen Reich. Von je her war das vormals aramäische Halab ein Ort des Handels und der Geburtsort original arabischer, hand-geschöpfter Seife. |
Syrien hat eine unglaublich einzigartige und bewegte Geschichte, Gastfreundschaft und natürlich auch Religiosität vorzuweisen. Laut westlichen Medien und hier vorherrschender Meinung hätte mir letzteres, der böse Islam, einen großen Strich durch die Rechnung machen müssen, aber das hat sie nicht. Im Gegenteil, zur Überraschung aller bin ich lebendig zurückgekehrt ;-) Ich durfte Zeuge einer sicherlich oftmals altertümlich wirkenden, aber erstaunlich offenen, gastfreundlichen und pragmatisch handelnden Gesellschaft werden deren positives Grundwesen nicht zuletzt durch die Rolle der Frau wiedergespiegelt wurde, denn anders als in den Golfstaaten, dem Iran oder aber Saudi-Arabien waren Frauen nicht gezwungen sich verschleiern zu müssen. Auch war es ihnen nicht verboten weibliche Reize mit Kleidung oder Make-up unterstreichen zu dürfen.
Vieles von dem was ich sehen durfte ist entweder für lange Zeit oder aber sogar gänzlich verloren gegangen und wahrscheinlich stehe ich auch schon in irgendeiner Geheimdienstdatenbank, nur weil ich hier das Wort Syrien niederschreibe und Syrien auch tatsächlich besuchte. Wir leben in einem grandios pervertierten System! Die aktuelle Kriegssituation in Syrien und dem Nordirak, dem Gebiet des heutigen IS, ist im Wesentlichen auf die US-Amerikaner sowie eine schwache Haltung des Westens gegenüber dem Syrischen Bürgerkrieg zurückzuführen.
In erster Linie war es aber die Arroganz der Koalition der Willigen unter Führung der USA die das Gebiet des Nordirak Syriens nachhaltig derart destabilisierte und obendrein ein Machtvakuum hinterließ, dass sich die ISIS (späterer IS) überhaupt erst bilden/formieren konnte. Und ganz ehrlich, wenn einem alles genommen wird, der Alltag, die Kultur, Sicherheit, Versorgung und womöglich Freunde oder Familie von Fremden beschädigt wurden, dann ist es für mich nur allzu verständlich, dass man denen die das anrichteten, einen so richtig auf die Fresse geben will. Leider wird im Zuge dessen vieles pauschalisiert und instrumentalisiert.
Ja, der IS muss bekämpft werden. Er steht für großes Unrecht, große Brutalität, tötet seine eigenen Leute und beruft sich dabei auf „Werte“ die alles andere als islamisch sind. Dabei sollten wir aber nicht vergessen, dass uns die USA diesen Konflikt erst eingebrockt haben. Es war gut, dass wir Deutschen damals Nein zur Teilnahme am Zweiten Irakkrieg gesagt haben, aber wir hätten noch stärker Farbe bekennen müssen als klar war, dass die Koalition der Willigen das Völkerrecht vorsätzlichen mit Füßen traten, denn sie hinterließen jenes Machtvakuum das die ISIS, den späteren IS erst hat groß werden lassen.
Würden wir Deutschen außenpolitisch überall und jeden gleich behandeln und nicht mit zweierlei Maß messen, dann hätten wir damals sofort sehr viel härtere Sanktionen gegen die USA fordern und ratifizieren müssen als es heute gegenüber Russland (des Ukraine-Scharmützels wegen) der Fall ist. Der Zweite Irakkrieg war nachweislich ein vorsätzlicher Bruch des Völkerrechts, gestartet mit einer dreisten Lüge ins Gesicht der gesamten Welt bzgl. Massenvernichtungswaffen. Das jahrelange Rumfummeln der Yankees im Nahen Osten und speziell dieser Krieg haben sehr viel Schlimmeres angerichtet als die aktuelle Ukraine-Situation, die von unseren Medien erstaunlicherweise sehr einseitig, sprich anti-russisch dargestellt wird.
Ich persönlich boykottiere US-amerikanische Produkte denn irgendwo MUSS man anfangen ein Zeichen gegen Menschen zu setzen, die aus purer Arroganz heraus und nur des eigenen Vorteils wegen andere Staaten infiltrieren und angreifen. Würden wir Deutschen so agieren wie die USA, dann fiele sehr schnell der Terminus Nazi.