Taupō – Vulkanzone und Identitätsstifter der Maōri
Das Feuer aus dem Erdinneren
In Rotorua ist neben dem klassischen Marae auch das dörfliche Leben ausgestellt, wenn auch nur als Nachbildung. Auf eben jene Replikate trifft man, wenn man durch den hydrothermalen Park wandert. Überall blubbert und quackert es, Dampf und Schwefeldioxid steigen auf. Mittendrin, dort wo alle Wege münden, ist der große Geysir, dessen Ausbruch nicht wenige Touristen entgegenfiebern. Die tumbe Masse Mensch schaut gen Springquelle und bemerkt nicht, dass nur wenige Meter entfernt ein Schwalbenpärchen direkt am Geysirfelsen nistet. Das ist Evolution pur, sprich die Eroberung neuer Habitate.
Das hydrothermale System von Rotorua ist alles andere als klein. Es reicht vom Ufer des Lake Rotorua satte 4 Kilometer bis zum südlichen Ende der Stadt, wo das Maori-Kulturzentrum und die Geysire zu finden sind. Ergo kann es überall in der Stadt hier und dort mal nach Schwefel riechen. Und jenes hydrothermale System lebt… Alte Orte versiegen, Orte mit neuer Aktivität entstehen. Nicht wenige Maori leben mittendrin, sprich in Häusern direkt am Lake Rotorua, wo die Aktivität mit am stärksten ist. Sie kochen im Wasser der heißen Quellen, lassen ihre Wohnungen davon wärmen. Diese Region wirkt wie aufgeplatzte Haut, das Ufer des Sees bietet aber auch schöne Orte, die zum Verweilen und Beobachten hunderter knuffiger dunkelblauer gelbäugiger Entchen einladen.
Für die Ureinwohner ist die Erdwärme göttlich. In ihren Mythologie betenden sie die ozeanische Göttin Pele – Herrin des Erdenfeuers mit Amtssitz auf Hawaii, dem Kilauea – an, die kalten Inseln im Südpazifik zu erwärmen. Und so sandte Pele ihre Kraft nach Aotearoa, ins Land der Maori, wo sie Feuerberge und geothermal aktive Gebiete erschuf. Eines der farbprächtigsten dieser Zunft ist das Wai-O-Tapu Geothermal Wonderland im Osten Rotoruas, direkt am Thermal Explorer Highway mit der Nummer 3 gelegen. Vulkanismus als Drive-In Variante. Die Maori übersetzen Wai-O-Tapu mit „heiliges Wasser“.
Star des Ensembles der geothermalen Erscheinungen von Wai-O-Tapu ist der Champagne Pool, dessen Name von aufsteigenden Blasen herrührt. Viel spannender aber ist seine Farbgebung: smaragdgrünes Wasser umrandet von einem breiten orange-rötlichen Ring. Mit circa 65 Meter Durchmesser und einer Tiefe von circa 62 Metern ist er alles andere als klein, stehen diese Ausmaße doch stellvertretend für ein Volumen von 50.000 m³. Das zwischen 70 und 80 °C heiße Wasser ist übersättigt mit den Metalloidverbindungen Orpiment (As2S3) und Stibnit (Sb2S3), welche am Rand ausfallen und als Sediment den orange-rötlichen Ring bilden.
Der vom Champagne Pool emittierte Dampf ist ebenfalls beachtlich. Wird er zum Spielball nur kleinster Windböen, steht man als Besucher *zack* im dichteren Nebel als in London. Der Dampf transportiert Gase wie Kohlendioxid und in geringem Maße auch Stickstoff, Methan und Wasserstoffsulfide. Wer denkt, dass dieser Ort tot sei, irrt, denn im Champagne Pool leben einzigartige, nur dort vorkommende Bakterien namens Venenivibrio stagnispumantis. Aber auch die anderen Spielarten geothermaler Aktivität sind nicht uninteressant, so z.B. die Painter’s Palette oder aber die zahlreichen kleinen Schlammvulkane. Überall dampft es, tritt Wasser zu Tage und ist die Erde andersartig gefärbt.
An anderen Orten tritt die Kraft der Erde weniger harmlos in Erscheinung, zum Beispiel am nicht weit von Rotorua entfernten Mount Tarawera, wo sich in einer Juninacht des Jahres 1886 eine gewaltige Eruption ereignete die im Umkreis von 6 Kilometern alles ausradierte. Der Knall der Eruption war bis nach Blenheim auf der Südinsel zu hören und selbst Christchurch hatte in Form von Luftverschmutzung noch etwas vom Ausbruch. Die Eruption vernichtete die als achtes Weltwunder bekannten Pink & White Terraces, riesige hydrothermal aktive Sinterfelder,
Lustiger- wie traurigerweise wurde schon damals wurde das Schreckgespenst des Russen an die Wand gemalt und so dachte mach im fernen Auckland die Eruptionsblitze seien der Angriff eines russischen Schlachtkreuzers der nichts Besseres zu tun hat als die Wiesen und den Wald rund um Tarawera anzugreifen… Es gab also schon damals minderbemittelte Vollidioten vom „Format“ eines Anders Fogh Rasmussen, die nichts weiter im Kopf hatten als mit Gebrüll nach Kriegsgründen zu suchen. Die Geschichte dieses Ausbruchs erzählt das Buried Village „Te Wairoa“ im Südosten Rotoruas.
Weiter südlich auf dem Band der Taupo Vulkanzone liegt der gleichnamige, große See Lake Taupo, der als Supervulkan bereits in historischer Zeit Ausbrach und der vom längsten Fluss Neuseelands durchflossen wird, dem Waikato. Die Quelle dieses 425 Kilometer langen Stroms ist eigentlich das Central Volcanic Plateau, die Heimat der Vulkane Tongariro, Ngauruhoe und Ruapehu, die ich bereits im März 2013 besuchte.