Ostdeutschlands sowjetisches Erbe – Krampnitzer Panzer vor den Toren Berlins
Krampnitz in der Nähe von Potsdam, vor den Toren Berlins, war ein großer Militärkomplex der Panzertruppen der ehemaligen GSSD, der Gruppe Sowjetischer Streitkräfte in Deutschland. Zeitzeugen, wie es verlassene Kasernen sind, verschwinden sukzessive, entweder weil sich die Natur unerbittlich zurückholt was ihr gehört, oder aber weil der Mensch alles dem Erdboden gleich macht. Dieses Schicksal wird auch Krampnitz ereilen, aber anders als andernorts wurde es durch den Hollywood-Film Enemy at the Gates“ untersterblich verewigt.
Ehemalige Militäreinrichtungen haben oft immer nur ein gemeinsames Schicksal: wenn der eine geht, zieht der andere ein. So auch in Krampnitz, dass 1937 von den Nazis als Heeresreitschule und für motorisierte Truppen errichtet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Krampnitz von den Sowjets übernommen und dient seit 1945 als Heimat von Panzertruppen.
Eigentlich Entnazifizierten die Sowjets konsequent das gesamte Ostdeutschland. Nichts sollte mehr an das Dritte Reich, den einstigen Feind erinnern. In Krampnitz aber prangte immer noch ein originales Mosaik eines Reichsadlers mit Hakenkreuz an der Decke des Offiziers-Kulturhauses. Es war lediglich überputzt worden, genauso wie das Wehrmachts-Relief im Hindenburg-Haus im Olympischen Dorf. Äußerst interessant… In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs diente Krampnitz sogar als Hauptquartiert bevor es für die Wehrmacht-Befehlsgewalt erst gen Plön und dann Flensburg ging.
Einige Quellen berichten über Krampnitz als eine ca. 30.000 unter Waffen stehenden Männern große Division. Kann sein, dass damit Spitzenzeiten gemeint waren, wenn man sich aber die Gebäude näher anschaut, dann scheint eine dauerhafte Mannstärke zwischen 5000 und 6000 realistischer. Seit 1992 sind all diese Menschen wieder in ihrer Heimat.
Wenn man sich Krampnitz von Norden her nähert, über die Bundesstraße B2, dann fällt einem sofort das große Wandbild auf der Rückseite der Sporthalle ins Auge. Ein Paradebeispiel typisch sowjetisch-kommunistischer Ikonografie. In jenem Bereich der Kaserne ist auch der Großteil der Mannschaftsunterkünfte zu finden, während weiter hinten, gen Döberitzer Heide, die Panzergaragen und Hallen für Motorisiertes untergebracht waren.
Nach der Rückgabe von Krampnitz an das vereinigte Deutschland, zog die Bundeswehr in die Gegend um die Döberitzer Heide ein und nutzt diese immer noch für Übungen. Die letzten Jahre waren ein einziges hin und her in Sachen Krampnitz. Eigentlich sollte das Gelände erschlossen und Wohnungen gebaut werden, aber das scheint, wie bei so vielen Ex-Militärgeländen, auch in Sachen Krampnitz in weiter Ferne. Von den Plänen künden lediglich die großen Bauschilder am umzäunten Gelände.
Das westliche Kasernengelände diente dem Paramount Pictures Streifen „Enemy at the Gates” als Kulisse zur Verfilmung des Kampfes um Stalingrad, verknüpft mit der Biografie des legendären russischen Scharfschützen Wassili Saizew. Alle dortigen kyrillischen Pinseleien und auch die rote Einfärbung des Hauptgebäudes sind auf die Schaffung einer Filmkulisse zurückzuführen. Bevor es für mich nach Krampnitz ging, wusste ich nichts von den Dreharbeiten und war ehrlich gesagt ein wenig schockiert dort krass anti-deutsche Sprüche zu lesen. Mein russischer Fotografenfreund Victor Boyko merkte aber schnell das hier etwas nicht stimmt, dass all jene Inschriften nachträglich und damit künstlich sind.
Das Hollywood-Scharfschützen-Drama wurde sogar ein einem anderen mir sehr bekannten Ort gedreht, der Schachtofenbatterie im Museumspark von Rüdersdorf, die es ohne meinen Opa nicht geben würde, der sich damals als leitender Dispatcher des Zementwerks der drohenden Sprengung in den Weg stellte. Ich erinnere mich noch an die Dreharbeiten, als ich von der Schule kam und genau dort, vom alten Chemiewerk ausgehend, dicke, fette, schwarze Rauchwolken sah. Ein anderer in Krampnitz gedrehter Film ist Helge Schneiders „Mein Führer“. Die Kaserne diente als Kulisse für die Neue Reichskanzlei.
Die bedrohlich wirkenden Schriftzüge auf den Wänden erzählen von einem „Immer und ewig sowjetischen Stalingrad!“, doch inmitten all der Filmkulisse schießt ein kleiner mit Kreide gezeichneter Panzer eine Friedenstaube in den Himmel. Darüber steht „Auf Wiedersehen Potsdam!“ Ein authentisches Detail das genau von Menschen und Menschlichkeit kündet wie die unzähligen Kritzeleien zum Dienstzeitende (DMB genannt). Diese künden z.B. von aus Taschkent, Samarkand oder Krasnodar, also fern der Heimat stammenden Soldaten.