Bromo und Semeru – Mit der Drohne zum Sonnenaufgang an den Vulkanen der Tengger Caldera
Die sich majestätisch aus dem Morgennebel erhebenden Vulkanstrukturen der Tengger Caldera zogen mich bereits 2009 in ihren Bann. Schon damals fiel mir die Meute auf, die sich nachts auf den Gipfel Penanjakan quält, um von dort oben den Sonnenaufgang an den Vulkanen Bromo und Semeru anzuschauen. Fast 10 Jahre später kehre ich zurück, dieses Mal mit einer Drohne und um festzustellen, dass sich der touristische Rummel verändert und intensiviert hat.
Mitten in der Nacht geht’s auf den Berg, mal wieder
Penanjakan ist einer der höchsten Punkt der Tengger Caldera, jener vulkanischen Senke, aus der sich die Feuerberge Bromo und Batok erheben. Von dort oben hat man einen ungebremsten Blick auf die Weite der indonesischen Vulkanlandschaft, an deren Ende der Semeru aufragt. Damals, vor fast 10 Jahren, gab er kein Lebenszeichen von sich. Heute aber schickt er die ein oder andere kleine Ascheeruption in den Himmel der Insel Java.
Genau wie damals heißt es nachts aufzustehen, um es rechtzeitig auf den Berg zu schaffen. Dieses Mal muss ich allerdings eine gute Stunde früher aufstehen als vor 10 Jahren, des krassen Andrangs wegen. Oben auf dem Penanjakan versammeln sich mittlerweile gut 200 Leute. Und das ist nur der Penanjakan; hinzu kommen andere View Points wie Seruni 1 und 2, oder aber Bukit und King Kong Hill, wo sich ähnliche Menschenmassen drängeln.
An indonesischen Feiertagen und am Wochenende sind es sogar noch mehr johlende, andSelfie schießende Zweibeiner. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: die heutige Touristenschar ist, anders als damals, alles andere als westlich dominiert, sondern zu gut 90% einheimisch. Ein Spiegel steigenden Wohlstands im südostasiatischen Inselreich.
Insgesamt nehme ich drei Mal am Sonnenaufgangsspektakel teil. Perspektiven, die vor 10 Jahren gut aussahen, gibt es heute nicht mehr. Also heißt es neue suchen, was angesichts der Menschenmenge schwierig ist. Auch möchte ich die Drohne einsetzen und da muss sowohl Lichtstimmung als auch der Wind passen.
Am ersten Tag zeigt sich der Sonnenaufgang von einer sehr klaren, kalten und windigen Seite. In der Senke gibt es null Bodennebel und auch an Wolken hapert es. Ergo trifft das erste Licht der Sonne auf keinen Spiegel und kann sich nicht farbenfroh entfalten. Auf der anderen Seite gibt’s Sterne en masse und sogar Sternschnuppen zu sehen.
Flug zu Sonnenaufgang zum Bromo und Semeru
Der zweite Sonnenaufgang jedoch übertrifft alle Erwartungen. Dichtester Bodennebel und eine wunderschöne Lichtstimmung zum Sonnenaufgang lassen mich vollends ins Fliegen der Drohne vertiefen. Es ist schon sehr aufregend das kleine Teil in ungefähr 3.000 Metern Höhe auf eine ca. 3 Kilometer lange Reise zu schicken um Bilder und Videos einzufangen. Der dichte Bodennebel erscheint wie ein Ozean aus Zuckerwatte und ist alles andere als selbstverständlich. Unten in der Caldera schraubt er jedoch die Sicht auf 50 Meter runter.
Der Wind schaukelt den Kopter zwar ab und an ein wenig durch, die finalen Bilder aber faszinieren. Noch vor Ort, auf dem Penanjakan, kann ich auf mit Smartphone ein kleines Video dieses Flugs anfertigen. So richtig mit eigener Musikuntermalung und Übergängen, um es auf die Datenreise gen Europa zu schicken. Undenkbar, vor 10 Jahren. Und danke an Ben aus Wales, der als Labelhead von Gibbon Records ohne mit der Wimper zu zucken den großartigen UNFUG Remix auf the MaLms „Soup“ als musikalische Untermalung rausrückt.
Durch den Vulkanstaub zum Kraterrand
Zack, ist der Sonnenaufgang – so schön er war – Geschichte und die Besuchermeute schiebt sich gen Caldera-Boden um den Bromo zu sehen. Die Heerschar der Jeeps auf dem „Parkplatz“ am Fuße des Bromo ist irre… Auch haben sich in der Caldera mittlerweile viele Warungs (Kioske) angesiedelt, um den Touristen Kaffee oder Frühstück anzubieten. Mein Fahrer Latif macht diese Tour ununterbrochen seit 15 Jahren. Jeden Morgen, in Summe also bereits über 5000-mal, kutschiert er Touristen auf den Berg. Der Sonnenaufgang in der Tengger Caldera ist „very big business“.
Vor 10 Jahren bin ich natürlich auch über die 241 Stufen zählende Treppe hoch zum Kraterrand gepilgert. Damals wie heute müssen sich Besucher durch den elenden Staub quälen. Dabei vergisst man schnell, dass der Bromo spontan auch mal eine druckvollere Eruption raushauen kann. Heute spare ich mir das und schicke die Drohne hoch. Am Fuß des Vulkans in einem kleinen Canyon gestartet, liefert der Flieger eindrucksvolle Bilder des Touristenstroms hinauf zum Krater.
Auch komplett neue Perspektiven der Vulkane und ihrer erodierten Hänge sind drin und lassen mir die Kinnlade runterklappen. Zu guter Letzt schicke ich den Flieger hoch um das gesamte Vulkanpanorama einzufangen. Wie bestellt schickt auch der Semeru eine kleine Ascheeruption in den Himmel, als ob er dem Vulkanpanorama das Sahnehäubchen verleihen möchte.
Meine Unterkunft liegt direkt an der Steilwand der Caldera. Auch von dort kann ich die Drohne auf die Reise um Vulkan schicken. Vor allem die von oben betrachteten Strukturen im Staub, die von sowohl Erosion als auch Menschenhand stammen, haben es mir angetan. Am Abend geht’s mit Latif noch zum Saruni II Viewpoint, von wo man die Milchstraße gut sehen kann. Allerdings steht sie zu dieser Zeit des Jahres zu hoch als das man so richtig fotografischen Nutzen draus ziehen kann.
Nach drei Tagen am Bromo ist es Zeit aufzubrechen. Sowohl An- als auch Abreise laufen immer noch so wie vor 10 Jahren. Alles geht übers Städtchen Probolingo, im Norden der Caldera, und von dort dauert es die üblichen 14-stündige Verkehrsquälerei um nach Yogyakarta zu gelangen…