Schachtofenbatterie und Weltkulturerbe – Der Museumspark von Rüdersdorf
Der Museumspark von Rüdersdorf beherbergt ein weltweit einzigartiges Zeugnis von sowohl Industrialisierung als auch Kalksteinverarbeitung: die Schachtofenbatterie. Das Gebäude diente bereits mehrfach als Kulisse für Musikvideos, Hollywood-Filme und auch Musikfestivals. Mit der Drohne gefilmt und fotografiert, eröffnen sich neue Perspektiven.
Tief im Osten Westen, wo die Sonne verstaubt
So besang Herbert Grönemeyer einst das industriell schlagende Herz Bochums. Gleiches hätte aber auch für Rüdersdorf und den Osten des Landes gelten können, denn zu DDR-Zeiten ließ sich der pudrige Zement teilweise zentimeterdick auf Bushaltestellen und anderen Dächern nieder. Das nördlichste Bergbaugebiet Deutschlands ist mein Geburtsort und Rüdersdorf bietet sehr viel mehr als nur Tagebau und Baustoffindustrie.
Kalk und Zement prägten schon immer das Wesen des Dorfs im Osten Berlins, wo ein unterirdisches Salzkissen vor Jahrmillionen ein Kalksteinreservoir nach oben drückte, so dass der begehrte Kalkstein bei Tageslicht und nicht in 700 Metern Tiefe hat abgebaut werden müssen. Die ersten denen dies auffiel waren Zisterzienser-Mönche, auf die sogar die Gründung des eigentlichen Dorfes im 13. Jahrhundert zurückgeht.
19 Öfen, die Kathedrale des Kalks
Egal ob im Beton-, Zement- oder Kalkwerk, der Kalkstein bot vielen Familien Rüdersdorfs Arbeit, so auch meiner. Sowohl mein früh verstorbener Opa Erich als auch mein Vater Frank arbeiteten als Entscheider. Und so stemmte sich Opa damals gegen Ende der 1960er Jahre gegen die Sprengung der Schachtofenbatterie, welche heute der Star des Museumsparks ist. Ein Abriss der nicht hatte verhindert werden können war der fünfarmige Hoffmannsche Ringofen. Auf der anderen Seite des Tagebaus steht der betagte, elektrisch betriebene Löffelbagger, der die alte Rüdersdorfer Grubenbahn belud.
In unmittelbarer Nähe der Schachtofenbatterie steht das verlassene alte Chemiewerk. Gerüchte im Netz verwechseln übrigens Glühphosphat mit Glyphosat. Hier wurde Rohphosphat (Apatit von der Halbinsel Kola) angeliefert, hydrothermisch entfluoriert um letztlich Rükana herzustellen, ein hochqualitatives Futterphosphat, welches unter anderem gegen Devisen in den Westen verkauft wurde. Die am Chemiewerk anlegenden Binnenschiffe kamen teils aus der BRD. Hoheitlich gesehen waren jene Kähne westdeutsch, weswegen sie immer in Begleitung der Wasserschutzpolizei fuhren, damit über solche Schiffe niemand in den Westen fliehen konnte.
Die über 100 Meter hohen Schornsteine des Werks sind weithin sichtbar und dominieren die Skyline Rüdersdorfs genauso, wie die Windräder auf der hohen Halde. Von der nahen Autobahn A10 z.B. sieht man jene Dominanz gut. Hintergrund der sehr hohen, fast schon martialisch aussehenden Schornsteine ist die Entfluorierung und das damit verbundene Abgas, welches halt nicht immer reiner, weißer Dampf war…