Die Bäume vom Deadvlei – Versteinerte Zeugen der Wüste Namib
Am Ende des Trichters, den der Tsauchab River in die großen roten Dünengiganten der Namib-Wüste gräbt, ist ein Ort zu finden, der unwirklicher nicht sein könnte: das Deadvlei. Die Senke aus weißem Ton ist die Bühne versteinerter, bis zu 500 Jahre alter Akazienbäume, die so typisch sind für die Landschaft des Schwarzen Kontinents. Sie zeugen vom einstigen Wasser in der Wüste und waren sogar Filmkulisse.
Einzigartiger Ort, einzigartige Wüste
Es ist später Nachmittag und der Sonnenuntergang ist in nicht allzu weiter Ferne, als ich mich vom Sossusvlei auf den Weg zum Deadvlei mache. Erst jetzt, in den nahenden Abendstunden, ist die Sonne nicht mehr ganz so unerbittlich wie am Tage. Denn wenn die Wüste am Nachmittag ihr Temperaturlimit erreicht, dann vermag der Sand auf der Haut durchaus Brandblasen zu erzeugen.
Vlei ist Afrikaans und steht für Salzpfanne, für eine Senke aus weißen Ton-Salz-Gesteins. Das Deadvlei verbildlicht wie kein Zweites die Bedeutung dieses Worts. Es ist ein Ort, der surrealer nicht sein könnte. Als Besucher wähnt man sich in einem Bilde Salvador Dalis. Anders als die iranische Wüste mit ihren Kalout-Felsen ist das Deadvlei platt wie das Meer bei Windstille. Dennoch finden sich im Ton und Salzgestein Spuren ehemaliger Wasserläufe, und seien sie auch noch so klein gewesen.
Ich stelle meinen Jeep trotz der schwindenden Sonne in den Schatten eines Baumes ab. Im Sossusvlei können sich einige wenige Bäume vom unterirdisch transportierten Wasser des Tsauchab Rivers ernähren und überleben. Erstaunlicherweise bin ich hier am Ende des in den Wüstensand ragenden Trichters komplett allein unterwegs. Die meisten Besucher sind wenn dann am frühen Morgen oder Vormittag anzutreffen.
Schwarz, Rot, Gold: Bäume, Sand und Salzgestein
Diesen Morgen war ich allerdings mit dem Helikopter unterwegs um mir die Dünen und die Wüstenlandschaft bei Sonnenaufgang und aus der Luft anzuschauen. Mit diesen Eindrücken, der Sicht aus der Luft vor dem inneren Auge nimmt man die Wüste noch einmal mit ganz anders wahr. Die Vogelperspektive verdeutlicht die Einzigartigkeit und Fragilität des Deadvlei; jener Senke in der die Sonne den uralten Akazienbäumen jegliches Leben rauspeitschte.
Es dauert ein wenig um vom Sossuvlei zum Deadvlei zu laufen. Und da man am und im Deadvlei durchaus zwei bis drei Stunden Zeit verbringen kann, trage ich lieber lange Kleidung und feste Schuhe. Der immer noch potenten Sonne wegen. Und auch des heißen Sands der oberen Schichten halber, denn er vermag es auf der Haut miese Brandblasen zu hinterlassen…
Keine Wolke trübt den Himmel. Jeglicher Wasserdampf wurde vom Zentralgestirn weggebraten. Surrend fliegt hoch oben eine Cessna und auch ein Heli vorbei. Die sehen mich bestimmt als kleinen schwarzen wandernden Punkt inmitten fester schwarzer Punkte. Und da stehen sie. Die schwarzen, versteinerten Bäume des Deadvlei. Majestätisch. Mystisch. Geprägt von morbidem Charme, eingerahmt von rotem Sand und mit der gigantischen Düne „Big Daddy“ im Hintergrund.
Allein am Ende der Wüste
Jetzt, wo niemand hier ist, kann man sich fotografisch austoben und Perspektiven ausprobieren ohne dass einem Selfie-Idioten durchs Bild rennen. Kein Vollpfosten/-in weit und breit, der/die sein/ihr mickriges Erdendasein via Instagram über Natur und Andere stellt. Was für eine Wohltat! Einzig ein Schildrabe lässt sich unweit von mir nieder und beäugt mich kritisch. Wohl weil ich nicht wild rumhampelnd mit dem Selfie Stick rumpose.
Rund um Sonnenauf- und -untergang ist die Namib am mystischsten und auch überraschendsten. Wenn wie aus dem Nichts Tiere wie die Oryx-Antilopen auftauchen und die tiefstehende Sonne alles in warmes Licht taucht. Doch leider ist dies auch die Zeit langsam zu gehen, denn sonst schließen die Tore des Nationalparks. Denn die Öffnungszeiten zu verletzen sehen die Ranger nicht allzu gern ;-) Von der surrealen Magie dieses Ortes ließen sich auch die Macher des Films The Cell mit Jennifer Lopez.