75 Jahre – 75 Ehrenmale – Etappe 4: Der Berliner Südwesten
Etappe 4 des Fotoprojekts „75 Jahre – 75 Ehrenmale“ – von Kleinmachnow über Potsdam, Michendorf und Stahnsdorf nach Ruhlsdorf und Teltow
Hier findest Du die 1. Etappe – 2. Etappe – 3. Etappe – 4. Etappe – 5. Etappe – 6. Etappe – 7. Etappe dieses Fotoprojekts
Atemmaske, dringend empfohlen
Es geht mit der S-Bahn gen Nikolassee, der Kleinmachnow nächstgelegenen Station. Die gesamte Fahrt an diesem Sonntagmorgen ist allerdings ein wenig widerlich. Schönhauser Allee ist von den allgegenwärtigen Tauben derart vollgeschissen, dass man fast auf dem Bahnsteig problemlos ausrutschen kann. Und auf Westkreuz, dem Umstieg zur S7, übernahmen das Beisteuern von Exkrementen dann ein paar Obdachlose. Jetzt fehlt mir der Kotz-Smiley…, aber zum Glück filtert die Corona-Maske.
Doch zurück zum Projekt und seiner heutigen ersten Etappe, sprich Kleinmachnow. Das dortige Ehrenmal besteht aus einer Stele im langgezogenen Park, direkt an der Straße Hohe Kiefer gelegen. Vorn, zum Straßenrand hin, befinden sich Grabtafeln, während die Stele mit großem Hammer und Sichel Emblem ein wenig weiter hinten liegt. Die Strecke von Kleinmachnow nach Potsdam ist etwas länger, um die 15 Kilometer, führt aber u.a. durch den hübschen Park Babelsberg.
Zuvor kreuze ich die Straßen des südwestlichen Berlins. Sonntagmorgens fährt hier die ortstypische Schickeria ihre Autos spazieren, und natürlich sitzt auch immer nur ein einziger Mensch drin. Kein Unterschied zu Tauben und Pennern also, denn es wird geschissen, auf die Umwelt! In Potsdam angekommen, offenbart sich dieser Sonntag als Glücksgriff. Es ist nicht viel los und der strahlend blaue Himmel könnte nicht exemplarischer sein für den Mai. Das direkt in der Potsdamer Innenstadt, vor der Pfarrkirche auf dem Bassinplatz gelegene Ehrenmal mit großem Friedhof wird perfekt in Szene gesetzt.
Hier in Potsdam sind neben Soldaten und hochrangigen Offizieren auch andere Militärangehörige, so z.B. Frauen beigesetzt. Ebenfalls finden hier jene ihre letzte Ruhe, die an den Spätfolgen des Krieges starben. Vom eigentlichen Ehrenmal blicken Soldaten der vier wichtigsten Waffengattungen in alle vier Himmelsrichtungen. Von ihnen steht jedoch nur der Infanterist steht stramm und wacht über die Toten. Die Größe der Grabmale gibt übrigens Aufschluss über den Dienstgrad des Beigesetzten.
Riesengroßes Potsdam-Michendorf
Eine noch viel größere Anlage ist an der Straße zwischen Potsdam und Michendorf zu finden. Diese Kriegsgräberstätte ist mit über 5000 Gräbern schlichtweg riesig. Zentral auf dem Friedhof steht die Rotarmisten-Statue vor einer Kolonnade. Um ihn herum reihen sich die Grabfelder mit größeren und kleinen Gräbern. Die Kriegsgräberstätte ist aber auch nur deshalb so groß, weil circa die Hälfte aller Gräber deutlich nach 1945 entstand.
Der Tritt in die Pedale geht weiter gen Stahnsdorf, dessen Ehrenmal im Ortsteil Gütersfelde, im dortigen Wilmersdorfer Waldfriedhof liegt. Auf dem Weg dorthin meint Komoot, mich erneut direkt entlang eines Bahndamms routen zu müssen… Das Stahnsdorfer Ehrenmal befindet am westlichen Ende des Waldfriedhofs und hat seinen eigenen Eingang. Grabtafeln sind keine zu sehen, aber ein von der Bauart ähnliches Ehrenmal wie es auch in Teltow steht. Die Umgebung ist wunderschön waldig und auch der Soldatenfriedhof der Westalliierten liegt nicht weit von hier.
Auf dem hinteren Teil des Friedhofs von Ruhlsdorf findet man eine außergewöhnlich schöne und pittoreske Grabanlage samt Ehrenmal. Das üppige Grün und die Blüte des Mai setzen dieses Ensemble von Gräbern und Sowjetsternen wunderschön in Szene. Jeder einzelne Grabstein, egal ob Einzel- oder Massengrab, wird von einem metallenen Sowjetstern gekrönt. Hinzu kommt die dörfliche Ruhe von Ruhlsdorf, die lediglich vom nahen Klärwerk mit durchdringenden Gerüchen gestört wird.
Die letzte Tourabschnitt führt mich nach Teltow, dessen Ehrenmal auf dem Friedhof zu finden ist. Zwei große Namenstafeln und eine Hecke rahmen das Ehrenmal. Unmittelbar über mir trällert eine Amsel aus voller Kehle und erfüllt diesen Ort mit Frieden. Dennoch wirkt das Ehrenmal eher schlicht und funktional. Auch ähnelt es architektonisch sehr dem Ehrenmal in Stahnsdorf-Güterfelde. Das Ziel dieser Tour ist erreicht, also geht’s auf zur S-Bahn und zurück nach Berlin.
Hier gibt es die Route und Daten dieser Tour auf Komoot