75 Jahre – 75 Ehrenmale – Etappe 7: Die sowjetischen Ehrenmale im Havelland
Etappe 7 des Fotoprojekts „75 Jahre – 75 Ehrenmale“ ist eine kleine Radtour von Brandenburg an der Havel, und das dortige Panzerdenkmal, nach Brielow und Rathenow.
Hier findest Du die 1. Etappe – 2. Etappe – 3. Etappe – 4. Etappe – 5. Etappe – 6. Etappe – 7. Etappe dieses Fotoprojekts
Extra Proteine auf dem Weg nach Brielow
Sowjetische Ehrenmale sind im Osten Brandenburgs deutlich häufiger anzutreffen als westlich der großen Stadt Berlin. Logisch, denn die großen Hauptkampfverbände Schukows und Konews kamen von Osten und nahmen erst einmal Berlins ins Visier, bevor sie weiter gen Westbrandenburg zogen. Widerstand und damit Kampfhandlungen waren westlich Berlins definitiv vorhanden, besonders in der Stadt Brandenburg.
Das Gesamtbild der Kämpfe westlich Berlins fiel aber deutlich milder aus als z.B. im Oderbruch oder an den Seelower Höhen. Die geringere Grabstättendichte des westlichen Brandenburgs spiegelt dies wider. Heißt, so richtig viel los in Sachen sowjetische Ehrenmale ist im Havelland nicht, was die kurz vor Brielow beim Radeln verschluckte Fliege zum größten „Highlight“ der siebten Etappe meines Fotoprojekts werden lässt… Doch der Reihe nach.
Die Ehrenmale der siebten Etappe sind allesamt nach Süden gerichtet. Heißt, frühes Aufstehen war notwendig, um die Sonne nicht vollends gegen sich zu haben. So zumindest die meteorologische Theorie, welche strahlendsten Sonnenschein prognostizierte, dann aber von einem dicken Wolkenfeld mit Regen auf den Boden der Tatsachen geholt wurde. Umgeben von Wolken mit ein wenig Himmelblau finde ich mich also in Brandenburg an der Havel wieder.
Das fast schon wie ein römisches Hippodrom anmutende sowjetische Ehrenmal in Brandenburg findet man in der Nähe der Stadtschleuse am Steintorturm. Sein Obelisk erinnert sehr an das Ehrenmal von Potsdam. Auch hier stehen Soldaten aller Waffengattungen Ehrenwache. Zu ihren Füßen befinden sie die Grabfelder von 269 Gefallenen. Das sowjetische Ehrenmal in Brandenburg an der Havel reflektiert gut, wie selbst nach dem Tod militärische Hierarchie eingehalten wird. Offiziers- und Einzelgräber findet man vorn am Obelisken, während einfache Soldaten- und (oft) Sammelgräber im hinteren Teil zu finden sind.
T-34, der Panzer gegenüber dem Knast
Wer denkt, dass nur Kienitz ein Panzerdenkmal besitzt, irrt. Auch Brandenburg an der Havel hat eines, dessen Mündungsrohr auf den Eingang der JVA zielt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt… Der Panzer geht auf die Befreiung des bereits von den Nazis genutzten Gefängnisses am 27. April 1945 zurück. Noch eine Woche zuvor forderte eine Massenexekution 100 Menschenleben. Daran soll der grüne, auf seinem Sockel stehende T-34 Panzer erinnern. Unabhängig davon hat sich die Rote Armee gern mal nen Panzer hingestellt, so auch in der Löwen-Adler-Kaserne, die ich 2016 zusammen mit Victor Boyko und einem Kamerateam des MDR besuchte.
Direkt durch den Wald geht es dann nach Brielow, wo ich die fette Fliege verschlucke… Brielow ist Heimat von ~1.500 Einwohnern und liegt nördlich von Brandenburg an der Havel. Am südlichen Dorfrand befindet sich eine sehr gepflegte Kriegsgräberstätte, deren Ruhe ich ob der nahen und sehr stark befahrenen L98 aber nicht als ewig ansehen würde. Ein Auto nach dem anderen ballert vorbei. Natürlich sitzt immer nur eine Person im Gefährt, die Gas gibt wie Michael Schumacher. Wäre ich einer der hier 307 liegenden, wäre ich ob der Lärmkulisse ziemlich angepisst. Dann folgt der längste Teil dieser Radtour, die 25 Kilometer durch das Waldstück Pritzerber Laake von Brielow nach Rathenow. Ich bin die gesamte Fahrt über allein. Kein Mensch weit und breit zu sehen. Einzig Komoot nervt mal wieder gewaltig, weil abermals rechts mit links verwechselt oder aber Wege ansagt, die es einfach nicht gibt.
Das sowjetische Ehrenmal in Rathenow wurde 1985 neu gestaltet. Es ist letzte Ruhestätte für 422 Gefallene und liegt nördlich des Bahnhofs. Alle Wege des Ehrenmals sind von Grabsteinen gesäumt. Darunter auch Grabsteine für russische Krankenschwestern und auch Politoffiziere. Das frühe Aufstehen hieß kein Frühstück, und jetzt habe ich Hunger. Bevor mich die ODEG wieder nach Berlin fährt, hole ich erstmal nen Kilo frischer, aromatischer Erdbeeren und ziehe mir ob des fehlenden Frühstücks zwei Bockwürste rein, die mir beim Schreiben dieser Zeilen noch im Magen liegen ^^
Hier gibt es die Route und Daten dieser Tour auf Komoot